MCM: Das Münchner Comeback-Märchen

Es ist gefühlt eines der interessantesten Mode-Comebacks seit Opas Hornbrille: Die Rückkehr des Münchner Glamour-Labels MCM. „Totgesagte leben länger“, heißt es immer so schön und Moderne Creation München, so der offizielle Name des Labels, macht gerade wie kaum ein zweites vor, wie man sich selbst wieder zurück in die Oberliga katapultiert. Was ist passiert mit dieser Marke, auf die vor einigen Jahren keiner mehr einen Pfifferling setzen wollte? Wo liegen ihre Wurzeln? Und wo soll das Ganze noch hinführen? Die Analyse einer Achterbahnfahrt durch die Modewelt.

MCM wurde 1976 durch den Münchner Michael Cromer gegründet und wurde schnell zu einer Modeinstitution innerhalb der Münchner Schickeria. Der Anspruch Cromers, eine luxuriöse Marke für Lederwaren und Mode zu machen, die auf Augenhöhe mit großen Namen wie Louis Vuitton war, glückte. So fand MCM-Ware nicht nur bei deutschen Promis oder deutschen Durchschnittsbürgern die sich mal was gönnen wollten Anklang, sondern auch in Asien. Fernost wurde mehr und mehr zum Hauptabsatzmarkt des Münchner Modeimperiums, bis Cromer gleich zweimal wegen Steuerhinterziehung angeschwärzt und schließlich aus seinem Unternehmen getrieben wurde. Zudem brach der Umsatz der Marke während der Asienkrise ein. Aus der edlen deutschen Marke wurde mehr und mehr ein marodes Unternehmen, für das sich niemand mehr so richtig begeistern konnte. Von der Welt-Liga, in der MCM einst mitmischte war die Marke um das Jahr 2000 herum so weit entfernt wie die Erde von der Sonne.

Heute befindet sich MCM in der Hand der Koreanerin Sung-Joo Kim. Sie erwarb die Firma und polierte das Traditionsunternehmen ordentlich auf. So sehr, dass die Umsätze nicht nur im asiatischen Markt nach oben gingen, sondern das Label auch in Deutschland und dem Rest der Welt wieder Fuß fasste. Sowohl Zielsetzung als auch Zielgruppe scheinen sich dabei nicht verändert zu haben: Hochwertige Mode und Lederwaren in detailverliebter Handwerkskunst zu schaffen, die vor allem die oberen 10.000 ansprechen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei nach wie vor auf edlen Taschen und Koffern für Frauen und Männer, die Auswahl reicht hier von klassisch bis ausgefallen.

MCM Herrentaschen – angesagter denn je

Die Herren lieben vor allem die Rucksäcke und Weekender des Labels. Die Backpacks werden unter anderem auch von Stars wie Rick Ross oder Justin Bieber getragen. „MCM Backpack Star“ ist das neue Ding der Stunde und bereits ab 400 Euro zu haben,

Auch für die Ladies gibt es wieder tolle Modelle: Taschen wie die „Boston“ entsprechen dabei im besten Sinne dem traditionellen MCM Stil: klassisch und mit klarem Schnitt und gespickt mit den beliebten goldenen Schnallen und Karabinern. Wer es etwas verrückter mag, greift zum Modell „First Lady Croco“. Wie die „Boston“ ist auch sie aus edlem Rindsleder gefertigt, erstrahlt aber im verrückten, blauen Krokodil-Print-Style. Nicht zu vergessen sind natürlich die klassischen Koffersets der Cognac Visetos oder die kleinen Accessoires aus der Heritage Line – solche Kreationen haben MCM schließlich populär gemacht.

Freche Menschen könnten nun spätestens an dieser Stelle aufschreien und beklagen, dass MCM zwar wieder alte Kundschaft zurückgewinnt, ansonsten aber auf der Stelle tritt: Wo sind die Neuheiten, wo ist die Weiterentwicklung und vor allem: Wo ist die Relevanz für junge Menschen? Seltsamerweise scheint MCM jedoch – möglicherweise sogar vollkommen unbeabsichtigt – bei dieser undefinierbaren Gruppe der „Hipster“ extrem beliebt zu sein. Haben wir es etwa hier mit einer unfreiwilligen Entwicklung zur gehypeten Lifestyle-Marke zu tun? Klassik und Eleganz ist man von MCM ja schon gewohnt – aber Hipness? Vertraut man Rapper und Skinny-Jeans-Stilikone Cro, so steht offenbar auch das junge Publikum auf MCM-Mode, schließlich wurde der Stuttgarter Rapstar bereits mit T-Shirts des Münchner Traditionslabels gesichtet – in seinem Video zum Song „1 Million“ entstieg er im MCM-Shirt standesgemäß dem Privatjet.

Es könnte für das Label derzeit also kaum besser laufen: Die Looks sind klassisch und haben den nötigen Bezug zu den eigenen Wurzeln. Die Designer entwickeln mit ihren Kollektionen nicht das Gefühl, sich irgendwem anbiedern zu wollen. Gleichzeitig scheint MCM aber auch eine Relevanz für die Hipser-Fraktion zu haben und findet entsprechenden Anklang. Spannend bleibt nun zu beobachten, wie die Reise weiter geht. Die Voraussetzungen für künftige Erfolge könnten besser nicht sein: Flagship-Stores von New York bis Berlin laufen hervorragend, die Promo-Maschine läuft, der Look ist aktuell. Totgesagte leben eben ganz offensichtlich doch länger!

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